Nach meiner Middendorf-Ausbildung habe ich Anfang der 1990er Jahre begonnen, mit Patienten im Wachkoma zu arbeiten. Meine Hände waren damals noch relativ unbewußt, aber ich war mir sicher, dass ich über den Atem einen Zugang finden würde.
Menschen im Koma geht ihre Identität verloren, sie finden sich nicht mehr zurecht in der Umwelt, fühlen sich verloren in Zeit und Raum. An dieser gestörten Wahrnehmung setze ich mit meiner Arbeit an. Über Atem und Berührung ist es möglich, mit dem Betroffenen in Kontakt zu treten. Ihm zu signalisieren: Ich bin hier im Außen, die Berührung meiner Hände mit Deinem Körper ist die Grenze zwischen Deinem Innenleben und der Außenwelt. Durch Berührung und die gleichzeitige Ansprache des Atems geht etwas unter die Haut und spricht das emotionale Körpergedächtnis eines Menschen direkt an. Der Patient kann sich und seine Grenzen wieder spüren, da der Atem es ermöglicht, gleichzeitig die inneren Räume und die knöchernen Struk turen zu spüren sowie direkt und reflektorisch den gesamten Organismus bis an die Körperwände zu erreichen. Die Wahrnehmung für sich und seine Umwelt kann wieder wachsen.
Zusammen mit einer Kollegin und Freundin, die seinerzeit im Therapiezentrum Burgau tätig gewesen ist, habe ich Fortbildungen für Pflegende in Reha-Kliniken, Akutkrankenhäusern und Altenheimen (Artikel in „Wachkoma“ 12 / 99) angeleitet. Aus jahrelanger Praxiserfahrung und Zusammenarbeit haben wir ein Konzept entwickelt, in dem Theorie, praktisches Üben und Selbsterfahrung miteinander kombiniert werden.